Mittwoch, 20. Mai 2015

Pfingstzelten vom 22. bis 25. Mai 2015

Pfingsten wirft seine Schatten voraus, als Anja am 06. Mai die WhatsApp-Gruppe "Pfingsten" gründet. Über dieses Medium wird auch gleich der dringend notwendige Arbeitseinsatz einberufen.
„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ nach diesem Motto findet am 15. Mai besagter Arbeitseinsatz an der HAMM-Ranch statt. Der geplante Beginn muss wegen Regenschauern von 09:00 Uhr auf 11:00 Uhr verschoben werden.
Nachdem Marco den THW-Kipper in der feuchten Wiese neben der Feuerstelle festgefahren hat und sich dieser nicht mehr aus eigener Kraft befreien kann, hilft nur noch die am LKW befestigte Seilwinde… erinnert mich an Baron Münchhausen, der sich und sein Pferd am eigenen Schopf aus dem Sumpf befreite.
Wer die Geschichte noch nicht kennt... sodann…
„Als ich mich einmal selbst aus dem Sumpf befreite
Wer je bei einem Ausflug in einem Sumpf zu versinken droht, der sollte sich an diese Geschichte erinnern, die ich wirklich erlebt habe. Bei einem Ausflug gerieten mein Pferd und ich eines Tages in sumpfiges Terrain. Aber wir mussten da durch, es gab keinen anderen Weg zu unserem Ziel. Durchlaufen konnten wir den Sumpf natürlich nicht, also mussten wir das Hindernis überspringen.
Den ersten Anlauf hatte ich allerdings zu kurz berechnet. Im Flug machten wir kehrt und landeten sicher auf der Stelle, von der aus wir abgesprungen waren. Wir setzen zum zweiten Sprung an doch dieses Mal konnten wir nicht in der Luft wenden und landeten unsanft auf dem morastigen Untergrund.
Mein Pferd und ich wären hoffnungslos versunken, wenn ich es nicht geschafft hätte, mich an meinem eigenen Haarschopf aus dem Sumpf zu ziehen. Dass ich dadurch auch mein treues Pferd gerettet habe, versteht sich ja von selbst. Es kann eben doch von Vorteil sein, wenn man einen gut trainierten Körper hat.“

Zurück zur harten Realität es werden Bäume gefällt, Wurzeln entfernt, die Wiese gemäht, die morschen Bänke rund um den Betontisch entfernt, Äste weggeräumt, Dachziegel umgelagert, das Dach der Hütte gesäubert und der Zeltplatz mit Hilfe von Patricks LIEBHERR-902 Litronic erweitert. Der schöne Rheinsand der einstigen Beach-Party wird dabei völlig emotionslos unter den Waldboden gemischt.
Nur an einen Staubsauger hat an diesem Tag niemand gedacht, so kann der Zeltplatz leider nur "besenrein" werden.
Zwischendurch kann man sich mit Fleischwurst… sorry Lyoner… und Bier stärken.
Außer einem platten Reifen vorne rechts innen am Bagger gibt es an diesem Tag keine besonderen Zwischenfälle.

21. Mai, der Vorabend... ich freue mich wie Bolle und packe meine Sachen, damit ich morgen gleich nach Feierabend mit Christian losfahren kann. Wir haben uns für 13:30 Uhr verabredet, da um 14:00 Uhr offiziell aufgebaut wird. Zum Glück ist mein Touring schön groß Heckklappe auf und rein. Mittlerweile brauche ich meine Packliste schon gar nicht mehr, die ich mal vor vielen Jahren geschrieben habe. Ich überlege... im Herbst 1995 wurde ich, dank Julia, in den elitären Kreis aufgenommen und durfte 1996 das erste Mal Pfingstzelten an der HAMM-Ranch in Leitzweiler erleben. Somit wäre dies das 20. Mal... kein Wunder, dass ich mittlerweile alles im Schlaf packen kann, zumal die wichtigen Sachen ohnehin das ganze Jahr in einer "Pfingstkiste" auf ihren Einsatz warten.
20 Jahre unglaublich. Das waren noch Zeiten, als Pfingstzelten aus Zitat Tobias: "Einer Plane, Feldbett, Schlafsack, ne Kiste Bier und was zum Grillen" bestand. Im Laufe der Zeit wurde in großem Maße aufgerüstet, aber man wird ja auch älter.
"Bin so aufgeregt. Hab schon mal probeaufgebaut"

Gerade bin ich fertig, als Patrick ein Foto postet. Ich hasse es, Zelte aufzubauen und Patrick schlägt seines schon einen Tag vorher im Keller auf. Wahrscheinlich möchte er sich morgen einfach nicht blamieren und übt fleißig... schon zum vierten Mal.
Garantiert haben sich heute auch andere Leute vor Aufregung in die Hosen gemacht, aber möchten verständlicherweise kein Foto posten.

Erfreut bin ich auch über Anjas Nachricht. Sie war einkaufen, da für Samstag und Sonntag gemeinsames Essen geplant ist. Danke, Anja 

22. Mai 
Ca. 14:45 Uhr: Christian und ich sind in Leitzweiler angekommen. Im Ort stelle ich meinen Wagen ab und lade das Gepäck in Christians Auto. Die letzten paar hundert Meter fahre ich mit ihm zum Zeltplatz. Vor uns Tobias mit Traktor. Auf dem Weg zur HAMM-Ranch kommen wir an einer Schafweide vorbei, wie sie schon seit vielen Jahren in Leitzweiler zu bewundern ist.
Ich muss unweigerlich an den „Schaf-Vollernter“ denken ein Gerät, das Patrick vor einigen Jahren entwickeln wollte. Angelehnt an eine Holz-Erntemaschine bzw. einen Harvester werden hier Schafe geerntet und in diversen Produktionseinheiten verarbeitet. Von der Wolle über den fertigen Pullover bis hin zu Saitlingen und Konservenfleisch sollte alles möglich sein. Wahrscheinlich arbeitet er noch an einer Produktionseinheit für Kebabspieße und so hat es sein Gerät bis heute noch nicht zur Serienreife geschafft. Wir erreichen den Zeltplatz. Kurz darauf steht das große THW-Zelt und dank Tobias’ Einsatz brennt das Lagerfeuer… erinnert mich an Tom Hanks in CAST AWAY: „Ich habe Feuer gemacht.“
Nun werden die kleineren Zelte aufgebaut, wie wir es von Anja gelernt haben: „Das große Zelt muss zuerst aufgebaut werden. Die anderen dann drumherum“. Jawohl, zu Befehl.
"Hering Sharing"
Patrick und ich füllen den Kühlschrank mit Getränken und Eiswürfeln. Es wurde mitgedacht und extra für mich das gute KIRNER Bier besorgt, denn ich trinke für die Heimat.
Anschließend baue ich mein Feldbett auf, bereite den Schlafplatz vor und genehmige mir mit Christian mein erstes Bier – ein KIRNER Spezialbier „Fürst Dominik“ in der Bügelflasche.
Patrick baut derweil sein Zelt auf. Dafür, dass er gestern so oft geübt hat, geht es zäh voran. Dank Isabelles Unterstützung steht es dann aber doch recht zügig.
Auch Tobias baut seine Dackelgarage auf, die im Vergleich zu den anderen Zelten mickrig ausfällt – unnötig, denn er wird sowieso wie immer im Campingstuhl schlafen.

Kurz darauf rückt Familie Weyerhäuser an, sie haben Julias Neffen Christian im Schlepptau.
Metty kommt mit dem Rad, Julius sitzt auf dem Rahmen – muss ganz schön unbequem gewesen sein, auf dem holprigen Feldweg.
17:35 Uhr: Christian möchte unbedingt nageln, während Anja sich an Tortilla-Chips mit Cheese-Dip labt.
Vor dem Nageln Bier Nr. 5. Die erste Runde geht an mich. Christian und Marcel fordern Revanche. Die zweite Runde geht auch an mich. Danach steigen mehrere Leute in das Spiel ein und zeigen mir sprichwörtlich, „wo der Hammer hängt“ – es geht bergab.
Metty spielt den Grillmeister und ich schreibe mir Stichpunkte für diesen Blog. AOK-Kugelschreiber sind Schrott.
Um 18:40 Uhr erscheint Axel overdressed im weißen Hemd.
Das zweite „Fürst Dominik“ ist fällig. Julia nimmt das Zepter in die Hand und grillt.
Patrick erhitzt Marschmallows für Julius am Lagerfeuer.
Im Radio läuft SWR 1 und „is this love“ von Whitesnake hat es an diesem Abend geschafft, mein Ohrwurm zu werden.
Christian hat einen Würfelbecher mitgebracht und möchte unbedingt „Chicago“ mit uns spielen. Während er Marcel und mir die Regeln erklärt läuft „Purple Rain“… ich bin verwirrt und weiß nicht so recht, ob ich nun Christian oder Prince zuhöre.

Nachdem ich Christian davon überzeugt habe, dass „Mäxchen“ viel mehr Spaß macht, nehmen wir einen Würfel aus dem Becher und spielen mit den verbleibenden beiden Würfeln also „Mäxchen“. Irgendwie kann Marcel entweder uns oder den Regeln nicht folgen… vielleicht ist auch beides der Fall… und behauptet, 59 Augen gewürfelt zu haben. Weiß doch jeder, dass es 95 heißen muss.

Die Zeit schreitet unaufhaltsam voran und um 01:05 Uhr sing Madonna „papa don’t preach“ für uns.
Tobias schläft – wie vorhergesagt – im Campingstuhl.


23. Mai 
Christian ist um 04:30 Uhr wieder wach und legt Holz nach. Axel folgt gegen 05:00 Uhr, während Christian wieder im Stuhl eingeschlafen ist.
Mein Becher löslicher Kaffe schmeckt besser als gedacht, dazu genieße ich einen Apfel. Axel brüht inzwischen frischen Kaffee auf und ich denke an die „VIKING Heroes Challenge“ ein Hindernislauf, der heute in St. Wendel stattfindet. Ursprünglich wollten Tobias und ich teilnehmen, haben uns dann aber schon im Vorfeld darauf geeinigt, dass wir lieber faul im Campingstuhl sitzen und Bier trinken, als uns bis zur Erschöpfung zu quälen.
Christian verlässt uns. Axel macht sich beim Holzhacken müde, seine Kinder nehmen sich kleinere Stücke vor. Wir hoffen, dass beim Umgang mit den Äxten nichts passiert. Wir überlegen schnell, was im Notfall zu tun wäre: Abgetrennte Gliedmaßen in eine dichte Tüte legen, diese wiederum in eine zweite Tüte packen, die mit Eis und Wasser gefüllt ist, und die Extremitätentüte dann mit dem Patienten in die Notaufnahme bringen.
Rocky, die Malteserhündin, läuft über den Platz und unter der Birke erblicken wir ihre Exkrementetüte. Wir stellen uns vor, was passiert, wenn im Notfall jemand statt der Extremitätentüte die Exkrementetüte mit zur Notaufnahme nimmt.
Vor vielen Jahren hat mir ein Rettungssanitäter erklärt, dass man mit Hilfe eines Gummibandes, das man straff um den kleinen Finger wickelt, jede Blutung am Körper erfolgreich stoppen kann. Klingt irgendwie logisch und ich werde mich erkundigen, ob solch ein Gummiband mittlerweile zur Standardausrüstung eines jeden Soldaten der Bundeswehr zählt.
Es wird gekocht – Spaghetti mit Tomatensoße. Basilikum schneiden ist meine Aufgabe, Julia kümmert sich um die Tomaten und Anja kocht mit Isabelle zusammen die Soßen… mit und ohne Hackfleisch. Ich schaue mir die passierten Tomaten an und frage mich, was wohl mit den passierten Tomaten passiert ist.
Tobias beschwert sich über das nicht aufwandsminimierte Kochverhalten.
Besuch vom nahegelegenen Zeltplatz, 3 Quads und 6 Personen.
Axel hat das Holzhacken zwischenzeitlich beendet und eine beachtliche Menge des wärmenden Rohstoffes zerkleinert.
Zum Abendessen gibt es Hamburger, Julia sei Dank.
Metty erwähnt, dass es in Kaiserslautern sogar schon mit Schinken gefüllte Schwenkbraten gibt. Wir versuchen ihn davon zu überzeugen, dass er Cordon Bleu meint.
Ich unterstütze Julia beim Trinken und während wir alle am Feuer sitzen, trinken, erzählen und lachen, grillt Metty seine obligatorische Schoko-Banane.
 
Marcel erzählt von den Weisheiten eines Metzgers und gibt einen passenden Anmachspruch zum Besten: „komm, ich beine dich aus.“
Wir fragen ihn, ob er für nächstes Jahr Black Anus Beef besorgen kann. Das Fleisch des irischen Anus-Rindes ist von kräftiger roter Farbe, feinfaserig, schön marmoriert und auch nach dem Braten zart und saftig. Black Anus Beef stammt von den weiten Weidelandschaften Irlands. Durch die idealen klimatischen Verhältnisse auf der Insel können die Rinder von März bis Oktober eine lange Weideperiode genießen.
Ich muss gerade an Angus Young und AC/DC denken.
Tobias und ich sitzen als letzte am Feuer und reden über alles und nichts.
Wir erklären den Tag für beendet – ich verschließe die Knebel des Zeltes und lege mich in meinen Schlafsack. An dieser Stelle ein wichtiger Hinweis an alle unerfahrenen Camper, die in einem leicht zugänglichen Zelt schlafen: Alle wichtigen Gegenstände wie Taschenlampe, Schlüssel und Messer immer mit in den Schlafsack nehmen. So hat man sie im Notfall schnell griffbereit und werden nicht gestohlen. Diese Maßnahme wird bei der Bundeswehr gelehrt und daher müssen Soldaten auch immer die Nacht mit ihrem Gewehr im Schlafsack verbringen. Da kann man froh sein, wenn man nicht für das MG3 mit Zweibein und 10 Patronenkästen DM2 verantwortlich ist.
Ein Zelt mit Reißverschluss bietet hier enorme Vorteile. Die beiden Enden des Reißverschlusses am Eingang können von innen mit einem Kabelbinder verbunden und so vor unbefugtem Öffnen geschützt werden.
Vor dem Einschlafen denke ich noch eine Weile an Extremitäten, Exkremente, Cordon Bleu, Black Anus und frage mich erneut, was wohl mit den passierten Tomaten passiert ist. 

24. Mai 
Pünktlich um 06:00 Uhr werde ich von Marcels Weck-Funktion aus dem Schlaf gerissen. Er scheint sich nicht an dem nervenden Ton zu stören, denn erst als Anja und ich uns bemerkbar machen, wird er wach und kurz darauf verstummt sein Smartphone. Ich lege ihm nahe, die Funktion für den nächsten Tag zu deaktivieren, denn sonst kann er sein Gerät am nächsten Morgen im Lagerfeuer suchen.
Ich stehe auf, lege Holz nach und atme die gute Morgenluft ein. Da außer mir noch niemand zu sehen ist, genehmige ich mir noch ein paar Minuten in meinem Schlafsack, der mich letzte Nacht so wunderbar gewärmt hat. Also bringe ich mich wieder in die waagerechte Position und ziehe den Reißverschluss meiner „Sleeping Bag Mountain M-1949" zu.
Aus den paar Minuten wird schnell über eine Stunde. Es ist 07:45 Uhr, als ich zum zweiten Mal aufstehe. Axel hat Kaffee gekocht und Julia kümmert sich rührend um die Eier… es gibt Rührei. Sie zaubert jedem, der Bedarf anmeldet, äußerst wohlschmeckende Omelettes. Einen Apfel nehme ich mir als Vitaminspender.
Nach dem Frühstück spaziere ich zu meinem Auto und fahre nach Hause. Ich muss – wie jedes Jahr – sonntags zu Hause Blumen gießen. Wenn ich schon mal da bin, dusche ich auch gerade.
Während der Fahrt höre ich Radio Idar-Oberstein. Die Eröffnung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald und dessen Eröffnungsveranstaltungen, die an einigen Orten stattfinden, sind zentrales Thema an diesem Tag. Das Medieninteresse zu diesem Thema war ohnehin beständig hoch.
Drei Stunden später parke ich wieder in Leitzweiler. Julia steht im Hof bei ihren Eltern. Peter grillt eine Hohe Rippe, während Margret ihm bedächtig zuschaut. Perfektes Timing, denn so kann ich als Beifahrer in Julias BMW bequem wieder den Zeltplatz erreichen. Wieder passieren wir die Schafherde… verdammt, dieses Wort verfolgt mich… prompt muss ich erst an passierte Tomaten und dann an Patricks Schaf-Vollernter denken… in meinem Kopf ist es lustig.
Auf dem Zeltplatz dreht schon der Spießbraten über dem Feuer.
Peter und Margret sowie Diana statten uns einen Besuch ab.
Nach einem überaus leckeren Spießbraten mit Eisbergsalat und Baguette erscheinen Katja und David mit noch warmem Schoko-Kuchen. Es ist ein „Ameisenkuchen“, wie ich später erfahre – jedenfalls ein perfekter Nachtisch.
Später am Abend wird wieder gegrillt – Schwenker und Bauchlappen.         
Mir genügt ein Toastbrötchen mit Käse vom Bornwiesenhof und Oliven.

In dieser Vase halten sich die Blumen
"bis zum bitteren Ende".
Ein Becher aus gleicher Serie
ist ebenfalls erhältlich
 
Ich schalte mein Smartphone ein und verbinde mich mit dem Rest der Welt.
Die letzte Flasche Kirner Bier ist leer und ich muss auf die Eifel-Plörre aus Bitburg umsteigen. Im Vergleich ein wässriger Geschmack.
Danach wird wieder genagelt und die gute Stimmung am Feuer genossen. Während David, der Magier, die Kinder mit Kartentricks verblüfft, reden Metty und Julia über die Situation der Heidedörfer während des zweiten Weltkrieges. Sie sprechen über bewegende Schicksale, aber auch glückliche Zufälle. Der Einmarsch der Amerikaner und Franzosen ist Thema und Julia erzählt von der „Überraschung im Dachstuhl“: Während Renovierungsarbeiten auf dem Dachboden ihres Elternhauses fiel eine bis dahin unentdeckte Handgranate aus dem Dachgebälk und landete erst auf dem Gerüst, dann auf dem Boden. Das Schicksal hat es gut gemeint und die Granate richtete keinen Schaden an. Der Kampfmittelräumdienst entsorgte sie auf dem nahegelegenen Truppenübungsplatz Baumholder.
Ich bin überrascht, wie viel Metty zu erzählen weiß. Er klärt mich auf, dass er an einer Chronik über Leitzweiler begonnen hat, da er es schade findet, wenn all diese wichtigen Informationen verloren gehen. Zu diesem Zweck hat er auch schon etliche Interviews mit Zeitzeugen geführt. 
Katja gefällt an diesem Abend der Witz von Villeroy & Bochs geruchlosem WC am besten.
Nachdem die Pointe ausgesprochen ist, erleidet sie einen plötzlich auftretenden Fall der Selbstbeherrschung, der sich durch krampfartiges Zusammenzucken und eine sich langsam zu rot färbende Gesichtsfarbe äußert. Zudem fällt temporär die Atmung aus und sie ist nicht ansprechbar. In diesem tranceähnlichen Zustand sagt sie sinnlose Sätze, wie z.B. Hahaha, hoho ha hehe, die weder ein Subjekt noch ein Prädikat enthalten. 
Nach einem schönen Abend am Lagerfeuer lege ich mich um kurz nach Mitternacht zum dritten Mal auf mein Feldbett Es ist noch verhältnismäßig früh, aber die beiden letzten Nächte waren kurz.
Ohropax in Position bringen und ich schlafe schnell ein. 

25. Mai 
06:50 Uhr: Ganz ohne Marcels Wecker wache ich auf. Kurz lausche ich dem Zwitschern der Vögel, freue mich, heute Abend wieder in meinem Bett schlafen zu können – ganz ohne Nebengeräusche und bedanke mich bei meinem olivgrünen US Militär-Daunenschlafsack für die erbrachten Dienste in der Nacht… wobei er ja nur faul rumgelegen hat.
Raus aus dem Zelt, Blick nach links, die Sonne scheint durch die Baumwipfel herrlich.
Mein Körper signalisiert, dass ich mich meines in der Blase befindlichen Stoffwechselendproduktes entledigen muss. Also verschwinde ich hinter der Hütte im Hang den Platz, den schon seit Freitag alle Männer zum gleichen Zweck aufsuchen. Der Geruch von Ammoniak steigt in meine Nase und ich gehe ein paar Schritte abseits. Ich muss an meinen Großvater denken, der als Schreiner mit Salmiakgeist gearbeitet hat. Da es hier keine Schreinerei gibt, mache ich den Harnstoff für den unangenehmen Geruch verantwortlich. Ein Eichhörnchen hüpft von Ast zu Ast.
Axel tritt aus dem Zelt und ich stelle einen Kessel mit Wasser auf den Gaskocher.
Bald schon kann ich mich wieder über eine Tasse Jacobs 2 in 1 freuen. Ab morgen geht es einfacher, dank Kaffeevollautomat. Wobei es hier auch nicht wirklich schwierig ist, einen guten Kaffee zu bekommen, schließlich fühlt sich Axel u.a. hierfür verantwortlich.
Dafür, dass die Wettervorhersage „trüb und regnerisch“ sowie „unbeständig mit vereinzelten Schauern“ lautete, hatten wir bisher Glück. Es war seit Freitag etwas kühl und bedeckt, aber trocken und das ist an Pfingsten sehr viel wert. 
Im Radio läuft „are you with me“ von Lost Frequencies. 
Die Zeiten ändern sich. Früher war bei Patrick eine Dose Baked Beans auf dem Esbit-Kocher obligatorisch, jetzt toastet er Brot auf einer Aluschale.
Julia zaubert mal wieder Omelettes; ich wünsche mir ein Spiegelei. Während Anja für Nachschub von glücklichen Hühnern aus Leitzweiler sorgt, bereite ich mein Frühstück vor.
09:10 Uhr: Zwei Scheiben Toast mit Baked Beans, darauf das Spiegelei… erinnert mich sofort an Urlaub, da dies für mich in jedem Hotel dazugehört. Ganz edel wird es zusätzlich mit Lachs zwischen Käse und Ei, aber man ist ja bescheiden und möchte hier nicht übertreiben.
Anjas Spiel „Rush Hour“ ist dieses Jahr sehr beliebt. Als Zeitvertreib für Hanna gedacht, sorgt es auch bei Peter für kurzweilige Tage.
Etliche Smartphones wurden über den Zigarettenanzünder in Julias X 3 geladen. Hoffentlich springt der Wagen später noch an. Wenn nicht, gibt es ja die Starthilfe-App fürs Smartphone. Zum Preis von 14,99 Euro nicht gerade günstig, aber im Ernstfall enorm nützlich. Allerdings benötigt man dafür noch einen Adapter von Micro-USB auf Starthilfekabel. Dann lediglich noch die Kapazität der zu ladenden Batterie eingeben und los geht’s – leider gibt es diese App bisher nicht für iPhone-Nutzer.
Da wir gerade beim Thema „Adapter“ sind, überlegen wir, welche davon wir für nächstes Jahr brauchen. Wir haben einen Brunnen in der Nähe, der auch unsere Toilette versorgt. Ein Adapter von Gardena auf 220 Volt wäre sehr hilfreich, oder umgekehrt, je nachdem ob man nun Wasser hat und Strom braucht oder umgekehrt. Ein Adapter von Druckluft auf Flüssiggas erweist sich als entbehrlich, allerdings wäre von Flüssiggas auf WLAN schon relativ wichtig, dann sind wir nicht mehr vom Mobilfunknetz abhängig… und Flüssiggas haben wir sowieso immer zwei Flaschen dabei... oh, "flüssig" und "Gas"... zwei sich gegenseitig ausschließende Aggregatzustände... ein Oxymoron!
Adapter von Druckluft auf 220 Volt
und Fahrradventil auf USB
Vor einigen Jahren hat mein Bruder die Prototypen zweier Adapter entwickelt: Von Druckluft auf 220 Volt bzw. umgekehrt und – falls man mit dem Rad unterwegs ist – von Fahrradventil (Blitzventil) auf USB 2.0. Man sollte allerdings über eine Luftpumpe verfügen, die einen Druck von mindestens 8 bar aufbauen kann, um die am Ausgang des USB-Hosts erforderliche Spannung von zwischen 4,75 V und 5,25 V erzeugen zu können.
Leider kamen die Adapter nicht zur Serienreife. Wohl auch deswegen, weil heute kaum noch jemand den Standard-USB-Anschluss nutzt. Besser wäre es, er würde Zeit und Geld in die Entwicklung eines Adapters von Fahrradventil (Sclaverandventil) auf Micro-USB entwickeln, denn dann könnte ich den Akku meines Smartphones während einer Radtour einfach mit meiner Luftpumpe laden.
Die Kinder verbrennen die Lektüre des Wochenendes – drei Nahe-Zeitungen, einen Wochenspiegel und 5 Ausgaben des Magazins "Der Spiegel". Es entsteht massenhaft Flugasche und wir fürchten, dass der Flugverkehr der Ramstein Air Base eingestellt werden muss, die in nur ca. 30-35 km Entfernung liegt.
Patrick kommt mit Traktor und Anhänger. Ein Großteil wird auf diesem verstaut und zusammen mit Peter und Patrick drehe ich eine Runde durch das Dorf, um an den verschiedenen Stationen abzuladen. Langsam leert sich der Anhänger und es beginnt zu tröpfeln.
Das letzte Grillgut wird aufgelegt.
13:35 Uhr: Die Vorbereitungen für das Dosenschießen beginnen – dieses Jahr der Test mit einer kleinen Dose Erbsen. Von einer Nachahmung wird dringend abgeraten, da dies ohne langjährige Erfahrung zu schweren Verletzungen führen kann.
Während wir warten, erinnern wir uns an die Konservendose mit 5 Kilogramm Vanillepudding, die Marco vor einigen Jahren in einem amerikanischen Laden gekauft hat. Patrick meint, diese Dosen hätten kein Verfallsdatum, der Inhalt würde aber jährlich die Geschmacksrichtung ändern. Ich kann mich noch genau an die Konsistenz des Puddings erinnern, die wir mit Schmierfett verglichen haben. Militärisch wird er sicher auch für das schmieren von Panzerketten verwendet.


Es regnet etwas stärker, während wir auf den großen Augenblick warten und so werden wir am Ende doch noch ein ganz kleines bisschen gewaschen.


Ein Dank an alle:
Patrick, Isabelle, Julius, Marco, Anja, Hanna, Peter, Tobias, Jessica, Katharina, Matthias (Metty), Linda, Karolina, Axel, Julia, Nils, Jens, Christian, Marcel, Nicolas, Katja, David (Jason), Timo, Christian, Andreas und Marion sowie an Hannes, Albert, Matz und Mike, denen wir die HAMM-Ranch sowie deren Namen zu verdanken haben.

Der Pfingst-Chronist

P.S. Wer Fehler findet, darf sie behalten.

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