Freitag, 10. Juli 2015

Flüssiges Glas

Freitag, 10. Juli 2015:
Heute wird das erledigt, was seit knapp 5 Jahren auf meiner Liste der noch fälligen Tätigkeiten steht: Auto polieren. Zählt das doch nicht gerade zu den Top Ten meiner liebsten Freizeitbeschäftigungen.
Vor vielen Jahren habe ich „Liquid Glass - Ultimate Auto Polish/Finish“ zusammen mit dem passenden Lackreiniger bestellt. Seitdem stand es sinnlos im Schrank, habe ich mich mit Gedanken wie „Wasser perlt ja noch ab“ immer davor gedrückt.
Heute werde ich es endlich mit meinem Wagen verheiraten.
Zuerst mein treues Gefährt von der kleinen in die große Garage fahren, ich möchte schließlich keine blutigen Ellenbogen nach Ende der Prozedur.
Ich überlege noch kurz, ob ein amerikanisches Produkt für einen Wagen aus Deutschland bzw. dem Freistaat Bayern überhaupt geeignet ist. Bestimmt sind Inhaltsstoffe enthalten, die in „good old germany“ schon lange verboten sind. Na ja, mutig sein… und so trage ich zuerst den Lackreiniger auf, der in Barack Obamas Landessprache „Pre Cleaner“ heißt. Ein Schwamm dafür liegt sogar bei. Geht ganz gut, meine Feststellung, als ich das hellblaue Mittel auftrage. Schneller als gedacht ist der Lack in einen milchigen Schleier gehüllt. Auch das Abwischen geht problemlos. Selbst auf den Problemzonen wie Dachreling, Dichtungen und anderen Kunststoffteilen sind keine hässlichen Flecken zu sehen.
Wenn sich die anschließende Hochglanzversiegelung ebenso problemlos handhaben lässt, bin ich zufrieden.
Nun also der zweite Gang. Ich öffne, nach gründlichem Schütteln, die Dose mit der Aufschrift „Liquid Glass“. Ich habe im Englisch-Unterricht immer gut aufgepasst und so weiß ich, dass ich es hier mit flüssigem Glas zu tun habe. Ob man damit auch Steinschläge in der Frontscheibe behandeln kann?
Auf der Dose ist eine rote Corvette C2, auch Sting Ray genannt, abgebildet, die von 1962 bis 1967 gebaut wurde. Auch hier hoffe ich, dass das Produkt für meinen etwas neueren Wagen aus bayrischer Produktion geeignet ist.
Auch hier rinnt ein hellblaues Mittel aus der Dose auf das Tuch. Ebenso unproblematisch lässt sich die Versiegelung auftragen, die frei von Wachs, Silikon und Schleifmitteln sein soll.
Die weiße Schicht, die nach kurzer Wartezeit entstanden ist, kann ohne große Mühe abgewischt werden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Wagen ist immer noch dunkelblau, glänzt und fühlt sich wunderbar glatt an – und das ohne viel Arbeit.
„War gar nicht so schlimm“, denke ich. Da hätte ich wirklich noch die beiden Autos meiner Nachbarn polieren können, die ich auf die Frage, ob sie ihre Autos dazustellen können, mit der Aussage „wenn ich hier fertig bin, leide ich sicher unter einem Tennisarm“ abgespeist habe.
Ich lasse an dieser Stelle die Frage offen, was wohl schmerzhafter ist… ein Tennisarm oder ein Golfsack.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen