Freitag, 30. September 2016

Herbstanfang - Der Herbst ist ein zweiter Frühling

„Der Herbst ist ein zweiter Frühling, wo jedes Blatt zur Blüte wird.“

Albert Camus, französischer Schriftsteller, Philosoph und Literaturnobelpreisträger hat diesen bemerkenswerten Satz geschrieben.
„Der Herbst ist ein zweiter Frühling, wo jedes Blatt zur Blüte wird.“

Es sind Worte, die mir so kurz vor Erntedank oft durch den Kopf gehen.
Wenn ich jetzt an den Frühling denke, sehe ich Pflanzen vor mir, die erstmalig im Jahr erblühen.
Denke ich an Menschen, die mir unterwegs begegnen. Und alle strahlen eine gewisse Fröhlichkeit aus.
Gerade die ersten Sonnenstrahlen im März tun mir besonders gut.
Ich kann die Veränderungen deutlich spüren und riechen.
Es hat etwas Belebendes, genau das, was ich nach einem langen Winter brauche.


Der Herbst ist ein zweiter Frühling. Es gibt einen Grund, die beiden Jahreszeiten miteinander in Beziehung zu setzen: Am ersten Frühlingstag im März und am ersten Herbsttag im September sind der Tag und die Nacht genau gleich lang.
Nur: Nach dem Frühlingsanfang werden die Tage immer länger und die Nächte immer kürzer. Nach dem Herbstanfang ist es genau umgekehrt.


Die ersten Tage und Wochen im September sind - ähnlich wie im Frühling - von bestimmten Pflanzen geprägt. Von Leben also, auch von vielen Farben, die mich an den Bäumen faszinieren.
Und mit den Obst-Ernten und den Erntedank-Gottesdiensten kommen die Mittel zum Leben sozusagen ins Haus.
Auch das hat etwas Belebendes.
Wenn dann die Tage merklich kürzer werden und die Regengüsse deutlich kühler, ertappe ich mich hier und da, wie ich mich nach etwas sehne, was ich nun gerade nicht haben kann.
So etwas wie einen Frühling. Der Herbst ist leider doch kein zweiter Frühling.


Vielleicht meinte Albert Camus genau das. Dass ich mich gerade an Tagen, die mir nicht so gelingen, daran erinnern lasse, was mich im Leben bisher getragen hat und auch zukünftig tragen wird.
Dass ich gerade dann, wenn ich mich nicht so wohl fühle, an Situationen, Erlebnisse, Erfahrungen erinnere, die mir gut getan haben.
Es lohnt sich, die schönen und guten Tage im Leben im Herzen zu bewahren.
So steht es uns in nachdenklichen oder auch traurigen Zeiten zur Verfügung.



Einen schönen Herbst wünsche ich Euch!

Sonntag, 25. September 2016

Bunkerwanderung in Nohfelden

25. September 2016:
Der "Nahe.Wander.Sommer 2016" bietet 19 erlebnisreiche Wandertouren, die die ganze Vielfalt der Region zwischen dem Bostalsee im Saarland und dem Rhein bei Bingen zeigen.
Eine davon ist die Bunkerwanderung in Nohfelden am heutigen Tag, die um 13.30 Uhr am Golfpark Bostalsee nahe dem Ortsteil Eisen startet.
Die Wanderung unter sachkundiger Führung von Peter Waltje bringt uns auf einer Länge von ca. 8 Kilometern zu Bunkeranlagen rund um Nohfelden-Eisen.

Munitionsunterstand M 217

Im Saarland haben sich im Landkreis St. Wendel noch viele Bunker der 1938 eingerichteten Luftverteidigungszone (LVZ) West erhalten, davon 14 in und um Nohfelden-Eisen.
Da sich hier neben Gefechtsständen und Flakbatterien auch Mannschaftsunterstände, Munitionsbunker und Kleinstbauwerke finden, konnten wir einen umfassenden Eindruck von den verschiedenen Bautypen der LVZ West gewinnen.

Zu sehen gibt es u.a. einen Munitionsunterstand (M-Stand) mit der taktischen Nummer M 217, der auch betreten werden kann.
Bei den M-Ständen handelt es sich um Lagerbunker für Munition. Sie sind nicht für die Unterbringung von Truppen gedacht, also auch nicht gasdicht ausgelegt und besitzen demzufolge auch keine Gasschleuse.

Die beiden Räume der Anlage können durch jeweils eine 1,80 m hohe Stahltür betreten werden, die allerdings, entgegen der Vorgaben des Regelbauplanes, nicht 1,20 m sondern lediglich 0,80 m breit ist.
Von diesem Bauwerk existiert auch eine leichte Variante (MI) mit nur einer Tür und dünneren Außenwänden und Decke.
Das hier vorhandene Bauwerk ist eines von noch vier intakt erhaltenen im Saarland und das einzige, was mit seinen seltenen Originaltüren ausgestattet ist. 

Doppelgruppenunterstand U 218

Weiter geht es zu einem Doppelgruppenunterstand mit flankierender Anlage (U-Stand) mit der taktischen Nummer U 218, der ebenfalls betreten werden kann.
U-Stände sind Unterkunftsbunker für zwei Infanteriegruppen, die als reine Schutzbauten für die Truppe verwendet wurden, die zum Führen des Feuerkampfes die Anlage verlassen musste.
Die flankierende Anlage, obwohl in der Regel mit einem leichten MG ausgestattet, diente in der Hauptsache der Verteidigung des Eingangsbereichs.

Eine Nebenaufgabe begründet sich in der Forderung, dass diese so anzuordnen sei, dass ein Bestreichen benachbarter Anlagen möglich sein sollte.
Von diesem Bauwerk existiert auch eine sehr häufig ausgeführte Variante ohne flankierende Anlage.
Der hier vorhandene Bunker ist gemäß dem Regelbauplan spiegelbildlich ausgeführt worden.
Die Wand- und Deckenstärke beträgt 1,50 m Stahlbeton (Eingangsseite 1,00 m), die Stärke der Panzerbauteile 30 mm.
Die Anlage ist gasdicht ausgelegt und sollte mit einem Sehrohr ausgestattet werden.


Nur ein paar Schritte weiter gibt es an der restaurierten Bunkeranlage in Eisen die auf Vorbestellung gelieferte Erbsensuppe mit Würstchen.

B-Stand Sonderkonstruktion (unten links Munitionsloch)


Nach der kleinen Stärkung besichtigen wir den Maschinengewehrschartenstand mit Mauerscharte (B-Stand Sonderkonstruktion SK).
Bei den B-Ständen handelt es sich um die einzige Kampfanlage der Luftwaffen-Regelbauentwürfe.
Der hier vorhandene Bunker ist eine Sonderkonstruktion, da die im Regelbau vorgesehene Schartenplatte von 120 mm Stärke durch eine Mauerscharte (Treppenscharte), die zusätzlich mit einer schwächeren Schartenplatte verstärkt ist, ersetzt wurde.
Eine solche Variante des B-Standes wurde in der LVZ West bis dato erst zwei Mal gefunden.
Auch diese Anlage ist gasdicht ausgelegt und sollte mit einem Sehrohr ausgestattet werden.
Im Inneren des Bunkers ist u.a. die Schartenlaffette 08 zu sehen, auf der Peter Waltje ein MG 34 montiert hat. 

Bei diesem Bunker ist das "Munitionsloch" gut zu sehen.
Das Lüftungsrohr des Gebäudes knickt mindestens zweimal im 90-Grad-Winkel ab. Das schluckte im Falle einer Detonation einen großen Teil der Druckwelle und diente zudem als Splitterschutz.
Ein Rohr läuft allerdings gerade durch den Beton und mündet vor dem Eingangsbereich. Wurde von feindlichen Truppen eine Granate in das Lüftungsrohr geworfen, was die einzige Verbindung nach außen darstellt, fiel sie einfach durch und rollte vor den Bunker – da hat jemand mitgedacht.


Im B-Stand (Peter Waltje an Schartenlafefette mit MG 38)
An diesem Platz gibt es weitere interessante Dinge zu entdecken, u.a. die "Kochbunker".
Diese Ringstände sollen von einem aus Ostpreußen stammenden General Fiedler entwickelt worden sein, der an der Ostfront die Problematik von Schützenlöchern erkannt hatte, speziell wenn sich ein Panzer auf diesen dreht, und der zudem Besitzer einer Betonröhrenfabrik war.
Der Name stammt wohl von der Truppe, die diese Stände aufgrund ihrer Form "Kochtopf" nannten, woraus dann später der Begriff "Kochbunker" wurde.

Eine andere Theorie besagt, dass sie eine Entwicklung des ehemaligen Gauleiters von Ostpreußen, Koch, sein sollen.
Sie wurden im Jahre 1944 in das Stellungsbauprogramm aufgenommen und über 5.000 Mal in der Weststellung gebaut. Auch sie dienten dazu, Lücken in der Feuerlinie zu schließen.

Die "Kochbunker" stellen wohl die letzte Entwicklungsstufe der Ringstände dar.
Im Wesentlichen bestanden sie aus einer 1,70 cm hohen Betonröhre mit einer Wandstärke von 10 cm und einer seitlichen Zugangsöffnung von 75 cm Höhe. Darauf wurde dann ein Betonring mit einer Öffnung von 80 cm Durchmesser aufgesetzt. Die einzelnen Teile waren vorgefertigt und mussten nur noch eingebaut werden.
Die Einsatzmöglichkeiten der "Kochbunker" waren sehr vielfältig, so konnten sie als MG- Stand, als Beobachter mit einer kleineren Öffnung, als Unterstand mit verschlossenem Deckel, als Panzerfauststand oder sogar als erweiterter Unterstand verwendet werden, wobei zwischen zwei vertikal eingebauten Röhren eine dritte horizontal angeordnet wurde.
Die hier eingebauten Exemplare stammen aus dem Bereich Blieskastel.

Betonverstärkte MG-Stellung

Zuletzt sehen wir noch eine Betonverstärkung für MG-Stellungen, die aus dem Bienwald bei Bad Bergzabern stammt.
Als im Herbst 1939 die Anlagen des Westwalls besetzt wurden, erkannte man recht schnell, dass mit den vorhandenen Bauwerken nicht die geforderte durchgehende Feuerlinie erreicht werden konnte. Um diese Forderungen zu erfüllen und einen größeren Schutz der Schützen zu erreichen, verstärkte man feldmäßige MG-Stellungen mit Beton. Diese Betonverstärkungen gab es in verschiedenen Ausführungen, die stärkste war Ausbaustufe C - 60 cm - mit einer Panzerplatte als Verstärkung der Treppenscharte. Das hier gezeigte Exemplar ist eine sehr leichte Form, bei der man auf eine Treppenscharte wie auch eine Panzerplatte verzichtet hat. Ein gewisser Schutzwert ergibt sich jedoch dadurch, dass der größte Teil der Vorderseite angeerdet wurde.

Stilecht angereist

Viel zu früh geht es schon zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung.

Auf die Veröffentlichung der GPS-Daten wurde absichtlich verzichtet.

Samstag, 24. September 2016

25 Jahre "Nevermind"

24. September 2016:
Vor 25 Jahren erschien "Nevermind" von Nirvana.
Bis heute gehört der Klassiker mit Songs wie "Smells like Teen Spirit" zu den erfolgreichsten Rock-Alben aller Zeiten.

Das legendäre Cover

Genauso legendär ist bis heute auch das Cover.
Wer erinnert sich nicht an das Baby, das nach einer Dollarnote taucht?


Für die US-Zeitung "New York Post" sprang das "Baby" jetzt noch einmal in das gleiche Schwimmbecken im "Pasadena Rose Bowl Aquatic Center" in Los Angeles - diesmal allerdings in Badehosen.

Spencer Elden heißt der junge Mann übrigens, der im zarten Alter von vier Monaten zur Grunge-Ikone wurde. 200 Dollar gab es vor 25 Jahren für das Foto.
Spencers Eltern gingen damals davon Taccos essen.

Damit er dieses bedeutende Ereignis in seinem Leben nie vergisst, hat sich Spencer mittlerweile den Album-Titel "Nevermind" auf die Brust tätowieren lassen.


Quelle: Berliner Zeitung

Dienstag, 20. September 2016

Unterwegs auf dem Hunsrückbahn-Wanderweg

19. September 2016:
Heute unterwegs auf dem Hunsrückbahn-Wanderweg.

Er führt - mal in Sichtweite, mal direkt entlang der Hunsrückbahn - zu den schönsten Aussichtspunkten entlang der Strecke. In der zweiten Hälfte teilt er sich den Weg auf manchen Passagen mit der Traumschleife "Elfenlay". 


Das Hubertusviadukt
Der Hunsrückbahn-Wanderweg beginnt direkt am Bahnhof Emmelshausen und endet am Bahnhof Boppard (Hbf).
Er führt immer im Geleit der Hunsrückbahn vorbei an Schluchten, Tunneln und Viadukten. Auf Infotafeln findet man die Fahrplanzeiten, an denen die Hunsrückbahn vorbeifährt - ideal für erinnerungswürdige Schnappschüsse!

Vom Aussichtspunkt an der Liesenfeldhütte genießt man den Blick auf das eindrucksvolle Hubertusviadukt, das die Schlucht überspannt, von oben.
Der Wanderweg hat eine Länge von 16,9 km und ist in beiden Richtungen sehr gut ausgeschildert.

Von Koblenz bis Rüdesheim erstreckt sich das 67 km lange UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal mit der Loreley – und mittendrin liegt Boppard. Ob die St.-Severus-Kirche, die Karmeliterkirche, das Römerkastell der Remigiusplatz, die Sesselbahn oder der Mittelrhein-Klettersteig - Boppard ist immer einen Besuch wert.
Die Stadt liegt inmitten einer „Perlenkette von Burgen“ entlang des Mittelrheins. Direkt am Rheinufer liegt die Kurfürstliche Burg, in deren Mauern sich seit rund 100 Jahren das städtische Museum befindet.

Vom Hauptbahnhof Boppard geht es mit eben jener Hunsrückbahn zurück nach Emmelshausen.
Landschaftlich ist diese 15 km lange Fahrt kaum zu überbieten. Tief eingeschnitten in den Hunsrückschiefer liegen die Schienen der Hunsrückbahn.
Die Besonderheit dieser Strecke ist der enorm große Höhenunterschied, den die Bahn zu überwinden hat, sowie die bestechend schöne Landschaft des Hunsrücks und des Mittelrheintales.
Die Hunsrückbahn gilt als die steilste, fahrplanmäßig betriebene Strecke Deutschlands und wird seit 2011 von Rhenus Veniro betrieben.
Die Züge fahren auf dem 8,5 Kilometer langen Steilstreckenabschnitt zwischen Boppard und Buchholz über zwei eindrucksvolle Viadukte, das Hubertus- und das Rauschenlochviadukt, durch fünf Tunnel (Kalmut-, Talber-, Rauherberg-, und Hinterburdentunnel 1 und 2) und überwinden einen Höhenunterschied von 336 Metern.


Die Fahrt dauert ca. 25 Minuten und der Einzelfahrschein kostet 4,70 Euro.

Traumschleifenverwöhnte Wanderer werden evtl. etwas enttäuscht sein. Gerade entlang des Industrieparks Hellerwald versprüht der Weg wenig Charme, trotzdem hat er es geschafft, bleibende Eindrücke bei mir zu hinterlassen.
Nicht nur die Herbstzeitlosen auf den Wiesen kündigen an, dass es bald soweit ist, auch die Bäume lassen schon ihr Blätterkleid fallen...
Moment, da war doch was...
"es blühen Herbstzeitlose, sagen tröstend zu mir: Was macht es schon, wenn ich einmal verlier'?"
 

Weitere Informationen, Fotos und GPS-Dateien unter:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=bllrbjwsnxqpicxl

Sonntag, 18. September 2016

Nur Geld

Ein irisches Sprichwort lautet: "Manche Menschen sind so arm, dass sie nur Geld haben." 

Andere sagen jetzt vielleicht "So arm wäre ich gerne."
Allerdings fehlt denen dann offensichtlich der Blick für den Reichtum des Lebens.
Viel Geld zu haben, klingt zwar verlockend… was ich mir alles leisten könnte…


Aber genießen kann ich das alles doch nur, wenn es mir umfassend gut geht.
Wenn ich Freunde habe, die sich freuen, wenn sie mich sehen.
Wenn ich eine Nachbarschaft habe, vor der mir nicht graut und wenn ich auch relativ gerne zur Arbeit gehe.
Und wenn ich dazu noch gesund bin, das wäre ja auch nicht zu verachten.

Natürlich, ohne Geld geht vieles nicht oder nicht so gut. Und jeder darf froh sein, wenn er nicht jeden Euro zweimal umdrehen muss, bevor er sich etwas kauft.

Aber nur Geld allein ist zum Leben viel zu wenig.

Im Evangelium Matthäus, 16. Kapitel, Vers 26 steht: "Was würde es dem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele."
Die Bibel spielt damit auf eine Erfahrung an, die so alt ist wie die Menschheit: Immer wieder träumen Menschen den Traum, dass sie sich selber genug sind, dass sie nur genug Geld und Güter brauchen, um gut leben zu können.
Das Motto "Mein Haus, mein Auto, meine Yacht" hat sicher jeder schon mal gehört.

Der Traum, selbstbestimmt und unabhängig zu leben, ist ein schöner Traum – wenn alles glattgeht.

Aber manchmal merke ich, wie wertvoll es ist, dass ich zum Leben anderer Menschen dazugehören darf.
Wie gut es tut, dass sich Menschen einen guten Morgen wünschen oder sich die Türe aufhalten.
Wie kostbar, dass sich Menschen Zeit nehmen, wenn sie sich brauchen.
Oder wie schön ist es, wenn es jemanden gibt, der sich dafür interessiert, wie es mir geht und wie ich mich fühle.
Dann spüre ich Leben, das ich mir mit Geld nicht kaufen kann.
Dann gewinne ich Hoffnung, Vertrauen und Lebensmut.
So erschließt sich mir erst wirklich die Weite und Vielfalt menschlichen Seins.

Es stimmt: "Was würde es dem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele."

Donnerstag, 15. September 2016

Von Jochen Stilfser und dem Goldsee-Trail

14. und 15. September 2016:
Bike-Urlaub in den Dolomiten:

Das Stilfser Joch im Vinschgau

Superlative gibt es in den Alpen etliche.
In Südtirol ist vor allem einer berühmt-berüchtigt: Das Stilfser Joch im Vinschgau, die höchste Passstraße Italiens.
Härtetest mit dem Rennrad oder Mountainbike: 48 Kehren zum Pass auf 2.757 m Höhe.

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"Die Königin der Passstraßen" und "Höchster Rummelplatz Europas" sind die beiden meistgebrauchten Beinamen des Stilfser Jochs. In wie weit diese Bezeichnungen tatsächlich zutreffen, kann jeder selbst beurteilen.
Unbestritten ist jedoch, dass es sich mit 2.757 m Höhe nicht nur um den höchsten Gebirgspass Italiens handelt, sondern – sofern man die Cime de la Bonette, bei der es sich definitiv um keinen Pass im geografischen Sinne handelt, nicht mitzählt – nach dem Col de l’Iseran um die zweithöchste Passstraße der Alpen, und dass die klassische 48-Kehren-Auffahrt von Prad wohl zu den bekanntesten und prestigeträchtigsten Anstiegen Europas gehört.
Das Stilfser Joch ist ein Übergang zwischen Südtirol und der Lombardei, genauer gesagt zwischen dem oberen Veltlin und dem Vinschgau. Der Pass wird im Süden eingerahmt vom Ortler-Massiv mit dem Ortler (3.905 m) und dem Monte Scorluzzo (3.094 m) als bekanntesten Gipfeln, so dass auch für ein angemessen grandioses Panorama auf der Anfahrt gesorgt ist.

Die Garibaldi-Hütte
Berühmtestes Fotomotiv dürfte jedoch die Kehrenfolge auf dem Schlusshang der Ostseite sein. Das Stilfser Joch liegt inmitten des gleichnamigen Nationalparks. Die Straße zählt auf Südtiroler Seite 48 und auf Veltliner Seite 34 Kehren. Man wird mit grandiosem Panoramablick auf die Ortlergruppe und die Ötztaler Alpen belohnt.

Kehre um Kehre schraubt sich die Straße bei durchschnittlich 9-11% und maximal 15% Steigung nach oben.
Bis zur Kehre 31 führt die Strecke durch den Wald und nach dem ersten Drittel geht einem durch den Kopf: "Kann nicht mehr so schlimm werden." Oh doch! Die Kehre 29 liegt knapp unter der Baumgrenze und öffnet den Blick auf das zentrale Bergmassiv im Nationalpark Stilfser Joch, den vergletscherten Ortler.

Ab der 24 ist der Blick frei und man ahnt, was tatsächlich noch alles auf einen zukommt. Am besten einfach nur treten und das wirklich unglaubliche Panorama genießen.
Weniger Trainierte greifen spätestens am Berghotel Franzenshöhe (2.188 Meter) beim Blick nach oben auf ihre Motivationsreserven zurück.
Aber keine Sorge. Spätestens in der Kehre 14 erreicht der Endorphinspiegel eine ungeahnte Höhe (oder es geht eben gar nichts mehr).


Die letzten Kurven bis zum Pass sind durch die dünne Höhenluft für alle nicht ohne.
Und dann... Endlich! 48 Kehren bezwungen, 2.757 m Passhöhe erreicht, runter vom Rad, Blick zum Ortler, ganz, ganz tief durchatmen und nur noch genießen. Nach einer kurzen Pause geht es weiter hoch zur Garibaldi-Hütte, wo wir eine Übernachtung gebucht haben. Nur das nötigste haben wir in unseren Rucksäcken, schließlich mussten wir alles mühsam hochstrampeln.
Ein schöner Abend bleibt uns im Gedächtnis...

Am nächsten Morgen... der legendäre Goldsee-Trail erwartet uns - ein spektakuläres Trail- und Naturerlebnis mit Gletscherblick.
Die Strecke vom Stilfser Joch bis nahe Glurns ist eine fahrtechnische Herausforderung. Schnell den Schlaf aus den Gliedern schütteln, warm einpacken und los geht's.

Dieser tolle Trail schlängelt sich an den Hängen entlang, nähert sich langsam dem noch weit entfernten Vinschgau, welches man aber in der Ferne schon erkennen kann. Wenn der Blick nach rechts schweift, ist das mächtige Ortlermassiv zu sehen, das bisher noch in Wolken gehüllt ist und hinter uns erstreckt sich der Gletscher des Sommerskigebietes des Passo Stelvio. Anfangs zieht sich der Trail glatt und schmal an der Bergflanke entlang. Man kann es richtig fliegen lassen, denn es stellt sich einem nichts in dem Weg. Einzig der Blick auf das Orltermassiv, welches direkt gegenüber dem Goldseetrail liegt, lädt zu kurzen Pausen ein.
Es geht weiter, immer diesen fast endlos wirkenden Kurven entlang, die sich um die Bergflanke in leichtem Gefälle herumschlängeln – ein wahrer Rausch ist vorprogrammiert.


Nach den ersten Kilometern ändert der Trail seine Charakteristik und wird etwas verblockter, weil er mehr oder weniger mitten durch ein Geröllfeld führt. Allerdings ist er dort immer noch gut zu fahren – er ist hier nur etwas technischer und nicht mehr einfach zum rollen.

Aber ein bisschen Abwechslung ist schließlich immer gut.
An der Glurnser Alm steigt man in den Weg mit der Nummer 24 ein, der bis nahe Glurns führt. Durch den Ort geht es weiter zum Ausgangspunkt nach Prad.


Freitag, 2. September 2016

Was wirklich zählt

Eine alte Geschichte behandelt die Frage: "Worauf es eigentlich im Leben ankommt"

Drei Frauen kommen an einen Brunnen, um Wasser zu schöpfen. Sie sprechen unterwegs von ihren drei Söhnen. "Meinen Sohn solltet ihr singen hören", sagte die erste, "das klingt so schön, als wenn eine Nachtigall singen würde."

Die zweite sagte: "Mein Sohn ist stark und schnell. Er schleudert einen Stein fast bis zu den Wolken und fängt ihn dann wieder auf."


Die dritte Frau schweigt. Da fragten die anderen: "Und dein Sohn?"
"Was soll ich erzählen", sagt sie, "mein Sohn ist ein junger Bursche wie andere auch."


Nun machten sich die drei Frauen auf den Heimweg. Die Sonne brennt, der Wassereimer wird schwerer und schwerer.
Da kommen den drei Frauen deren drei Söhne entgegen.
Der erste singt so schön wie eine Nachtigall, der zweite schleudert ständig Steine in die Luft und fängt sie wieder.
Der dritte Sohn aber läuft zu seiner Mutter und nimmt ihr den Eimer ab.

Ein alter Mann neben dem Brunnen hat alles mit angesehen. Eine der drei Frauen fragt ihn: "Nun, was sagst du zu unseren drei Söhnen?"
"Drei Söhne?", fragte der Alte, "Ich sehe nur einen."