Dienstag, 9. Januar 2018

Die Welt, in der wir leben

Die Welt, in der wir leben!

Januar 2017: Sachsen erteilt Genehmigung für den Abschuss von „Problemwolf Pumpak“.
Es ist das erste Mal, dass in Sachsen ein „Problemwolf" „entnommen“ werden soll.

Januar 2018: 18.500 "Wolfsgeschädigte" und "besorgte Bürger"
gegen den Wolf:
Unterschriftenaktion in Sachsen für Abschuss von Wölfen. Die Resonanz auf eine Unterschriftensammlung war groß. Innerhalb kurzer Zeit haben Tausende Bürger ihre Stimme für einen einfacheren Wolfsabschuss abgegeben.


Hier meine Gedanken dazu:
Es gab Zeiten, da war der Wolf das am weitesten verbreitete Raubtier der Erde, doch die sind lange vorbei. Seit Wölfe als Feind des Menschen galten, weil sie dessen Nutzvieh rissen und in Fabeln und Märchen als Inkarnation des Bösen herhalten mussten, wurde der Canis lupus bejagt.
In Deutschland galten die wilden Tiere seit Mitte des 19. Jahrhunderts faktisch als ausgerottet.
Ein Wolf in Deutschland, in freier Wildbahn, das geht nicht. Das ist eine Gefahr für die Allgemeinheit.
Das passt nicht ins System eines dicht besiedelten westlichen Industriestaates.
Ich will jetzt kein Mitleid für den armen Wolf wecken oder auf die Tränendrüse drücken. Ich kann einsehen, dass ein Wolf mitten in Sachsen zum Problem wird.
Aber die Frage, warum das so ist, beschäftigt mich doch.
Erdgeschichtlich gesehen war der Mensch, soweit ich das weiß, einer der letzten, der auf der Erde als Wesen eine Rolle spielt.
Bis der Mensch wirklich seinen Platz eingenommen hatte, sind einige Millionen Jahre vergangen.
Aber dann hat er Ernst gemacht. Er hat sich die Erde unterworfen. Er hat sie benutzt.
Besser gesagt, wir benutzen sie, wir unterwerfen sie uns jeden Tag.
Und wir sind offensichtlich soweit gekommen, dass für einen freilebenden Wolf in Mitteleuropa einfach kein Platz mehr ist.
Kein Tier, das uns irgendwie gefährlich werden könnte, hat eine Chance.
Für mich stellt sich die Frage, was denn von der Vielfalt des Lebens dieser Erde bleibt, wenn wir Menschen uns weiter mit dem gleichen Tempo ausdehnen.
Wenn wir die Natur und alle ihre Zusammenhänge nur noch nach unseren Erfordernissen und Regeln gestalten?
Die Vielfalt des Lebens existiert nicht ohne Grund in dieser Welt. Sie ist so geschaffen, dass alles seinen Sinn hat.
Dass es immer einen Ausgleich gibt, zwischen Jägern und Gejagten, zwischen fressen und gefressen werden.
Nur da, wo der Mensch auftaucht, wird das System auf den Kopf gestellt.
Wir sind mit der Fähigkeit ausgestattet, die Welt zu gestalten und alle anderen Lebewesen mehr oder minder zu beherrschen.
Wir haben einen Vorsprung, der es uns ermöglicht, nur nach unseren Regeln zu handeln.
Diese Fähigkeiten, die wir haben, stellen uns alle auch in eine Verantwortung. In die Verantwortung, genau hinzuschauen, wie wir es tun.
Und wie es gelingen kann, die gewollte Vielfalt des Lebens zu erhalten.
Für den Wolf hätte ich auch keine schnelle Antwort.
Würde er tatsächlich einen Menschen, vielleicht sogar ein Kind anfallen, möchte ich nicht die Verantwortung dafür tragen wollen.
Aber ein Nachdenken darüber, was wir mit unserer Welt tun und wie wir es tun, sind wir dem Wolf vielleicht doch schuldig.